Sonntag, 20. November 2011

Polytechnion contra Militärdiktatur

Am letzten Donnerstag habe ich an meiner ersten Demonstration hier in Athen teilgenommen. Aber ihr braucht keine Angst um meine Anschauung haben: Es war keine Demonstration gegen die Sparmaßnahmen, die Troika, die griechische Regierung oder sondergleichen – Nein, es war vielmehr ein historischer Anlass, der maßgeblich in Verbindung mit dem Polytechnion steht, der Hochschule, an der ich hier studiere.


Am 14. November 1973 begannen Studenten des Polytechnions, sich gegen die Militätdiktatur aufzubegehren. Sie verbarrikadierten sich auf dem Campus und brachten einen Radiosender zum Laufen, der offiziell zum Kampf gegen die Militärjunta aufrief. Die Studenten blieben nicht lange allein – Tausende schlossen sich ihnen an. Die Regierung versuchte mit aller Macht, diesen Aufstand niederzuschlagen, sodass sie in den frühen Morgenstunden des 17. Novembers das Ausschalten der städtischen Beleuchtung veranlasste. Nachdem das Gelände dadurch weitgehend im Dunkeln lag, ließ die Diktatur mit einen Panzer das Eingangstor niederwalzen, an dem sich unzählige Menschen festhielten. Die Soldaten stürmten daraufhin die Hochschule. Wie viele Menschen bei dieser Aktion tatsächlich ums Leben kamen, ist nie gänzlich geklärt worden. Im Sommer des darauffolgenden Jahres wurde die Militärregierung dann letztendlich gestürzt.

Alljährlich wird am 17. November dieses Ereignisses gedacht und es endet mit einem Demonstrationsmarsch vom Syntagma-Platz bis zur amerikanischen Botschaft. Die Rolle der Amerikaner ist dabei besonders frappant: Sie haben in den 70ern die Militärdiktatur unterstützt.

Zum Glück war die Polytechnion im allerersten Block der Demo und die Anarchisten im letzten. Das verschaffte uns einige Sicherheit. Eingeladen zu diesem Ereignis hatte mich Christina. Da sie jedes Jahr daran teilnimmt, fühlte ich mich in ihrer und der Gegenwart ihrer Freunde äußerst sicher und in unserem Block blieb es auch die ganze Zeit ruhig. Als wir am Evangelismos-Platz waren, bekam Christinas Freund einen Anruf und dabei erfuhren wir, dass zu diesem Zeitpunkt gerade Ausschreitungen am Syntagma-Platz begannen mit dem Ergebnis von 40 Festnahmen schlussendlich. 

Abschließend muss ich noch erwähnen, dass ich noch nie so eine stark bewachte amerikanische Botschaft gesehen habe: Sie war komplett von riesigen Polizeibussen, Stoßstange an Stoßstange, umgeben und vor den Bussen standen 4 oder 5 dichte Reihen von Soldaten und Polizisten. Wahnsinn! Es wurde aber auch mit bedeutend mehr Ausschreitungen gerechnet. Diese blieben zum Glück aus.

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